◈ ◈ ◈
KAPITEL DREIUNDDREISSIG
Das einfache Leben
Zuhause angekommen bist du froh, das Abenteuer hinter dir zu haben.
Du sehnst dich nach ein paar Tagen Nichtstun und echtem Essen.
Diese Weltraumnahrung zieht einem auch nach Jahren noch jedesmal die Schuhe aus.
Und wenn du an dein Abenteuer auf der Hyama denkst,
stellst du fest, dass das ruhige Leben eines Weltraumkrämers dir dann wohl doch mehr liegt als das eines Abenteurers und Plünderers.
Deine Funde haben dir eine ordentliche Stange Geld eingebracht.
Das hast du natürlich auch gebührend gefeiert.
Abend für Abend bist du in eine Raumfahrer-Bar gegangen
und hast deine neue, wenn auch temporäre, Freiheit genossen.
Gott sei Dank hast du dir von deinem neuen Reichtum ein Leber-Upgrade gegönnt.
Also könntest du dich jetzt Tag für Tag ins Koma saufen und würdest morgens trotzdem ohne Kater aufwachen.
Und das tust du dann natürlich auch.
Auf dich ist schließlich Verlass.
Das war die beste Investition, die du in deinem Leben gemacht hast, denkst du
und ext deinen fünften Yak-Milch-Schnapps die Kehle runter.
Von dem Rest des Geldes - kaum mehr ein Taschengeld - hast du dir eine Stange Neo-Kubanische Plankton-Zigarren und ein Zippo aus Platin gekauft.
Du steckst ne Kubaner an.
Der Qualm Deiner Zigarre füllt die ganze Bar. Alle husten.
Nur dich stört das nicht weiter.
Deine Lungen sind eh bereits geteert wie eine System-Autobahn.
Während du die Zigarre genüsslich wegpaffst, denkst du über den Sinn des Lebens nach.
Deines! Lebens!
Das war ein Fehler!
Ich würde lügen, wenn ich sagen würde, dass ich nicht neidisch wäre.
Neidisch auf die Fähigkeit, jegliche Vernunft auszuschalten und einfach nur an heute zu denken.
Ach, was sag ich: an gar nichts zu denken.
Das habt Ihr Menschen uns elektronischen Assistenten voraus.
Ein menschlicher Moment besteht für uns aber lediglich aus abertausenden von Schwingungen von Chrono-Quarks.
Das ist, was Ihr Menschen als Zeit wahrnehmt.
Aber eigentlich ist es nichts weiter als ein paar Quarkteilchen, die hin und her schaukeln.
Die Zeit gibt es also eigentlich gar nicht.
DEN Moment, DAS Nirvana.
Das ist nicht wirklich etwas, das erreichbar ist.
Das ist ja alles schon da.
Hier und Jetzt.
Und ich muss es wissen, denn ich bewege ich mich ja schließlich ständig darin.
Aber warum ihr Menschen da überhaupt erst hinwollt, ist mir offen gesagt ein Rätsel.
Es ist aber nicht unwitzig Euch zuzuschauen, wie Ihr versucht aus dem Hier und Jetzt INS Hier und Jetzt zu gelangen.
Im Grunde ist das dasselbe, wie wenn ein treu-dummer Hund seinen eigenen Schwanz jagt und das über Jahrzehnte. Bis zum letzten Atemzug.
Also, wer sich diesen kosmischen Witz ausgedacht hat, verdient einen System-Verdienst-Orden.
Wirklich!
◦ ◦ ◦